Herzrasen, Schweissausbrüche, das Gefühl, völlig fehl am Platz zu sein – kennst du das? Viele Menschen fühlen sich unwohl, wenn sie auf Partys oder anderen sozialen Events mit fremden Menschen konfrontiert werden. Gerade wenn diese in Gruppen kommen oder sogar sich schon kennen, kann das den Puls schnell in die Höhe treiben.
Viele meiner Klienten dachten, sie würden nie lernen, in solchen sozialen Situationen wie Partys oder Apéros cool zu bleiben. Viele dachten, dass sie das gar nicht können, da sie «introvertiert» seien. Aus der Erfahrung kann ich aber sagen, dass auc Introvertiere mehr Selbstbewusstsein lernen können.
In diesem Artikel erkläre ich dir was unbewusst abläuft und ich gebe dir Tipps was du machen kannst selbstbewusster zu sein bei sozialen Veranstaltungen.
Wenn wir wissen wollen, wie wir in sozialen Situationen weniger verloren und mehr selbstbewusst fühlen können, dann müssen wir zuerst verstehen was da genau abläuft. Da die Nervosität unbewusst entsteht, ist es also hilfreich, das Unbewusste zu verstehen.
Dazu komme ich gerne auf die Nature des Menschen bzw auf die Evolution zurück. Unser Kopf ist vielleicht ein bisschen in der modernen Welt angekommen, aber unser Unterbewusstsein hat uns durch die ganze Menschheitsgeschichte gebracht.
Stell dir also vor, du bist ein Steinzeitmensch und du bist irgendwo unterwegs und triffst auf eine Gruppe von Fremden.
Du würdest nicht sofort auf sie zurennen und so tun, als wärt ihr die besten Freunde. Nein du schaust erst einmal aus der Ferne, ob sie freundlich oder feindlich wirken. Das sieht man auch ohne Worte an der Körpersprache.
Das passiert ganz ohne Worte und kann am Ende über Leben oder Tod entscheiden. So gesehen macht es absolut Sinn, hier nicht total entspannt zu sein. Wer weiss ob man noch wegrennen muss, wenn sie doch nicht freundlich sind.
Das läuft alles unbewusst ab, auch in der modernen Welt. Und es ist auch absolut egal ob der bewusste Verstand weiss, dass du eigentlich in Sicherheit bist.
Hier ist es auch wichtig zu wissen, dass diese Unsicherheit nicht nur für die gilt, die neu dazukommen sondern auch umgekehrt.
Dank der Perspektive unseres Vorfahren ist es also klar, dass es normal ist, sich in sozialen Situationen nicht sofort pudelwohl zu fühlen. Das ist also kein Fehler, sondern soll so sein. Oder anders gesagt: Die Menschen, die sich nciht so gefühlt haben, wurden nicht zu deinen Vorfahren...
Wenn wir jemandem nicht zuhören, der uns etwas wichtiges sagen möchte, dann spricht er normalerweise lauten. Genau das gleiche passiert, wenn wir diee unbewusste Kommunikation durch Gefühle ignorieren. So werden die Gefühle der Unbeholfenheit und Nervosität immer stärker im verzeifelten Versuch uns zu schützen.
Oder wir könnten akzeptieren, dass unsere Instinkte und Intuitionen die Weisheit unserer Vorfahren beinhalten, dann wissen wir, dass wir tausende von Jahren Erfahrung im Umgang mit Fremden in uns tragen. Und das macht das Vertrauen darauf doch sehr viel einfacher.
Etwas das erschwerend dazukommt für viele, ist dass Introvertierte sich in sozialen Situationen eher verschliessen, wenn ihre Nervosität steigt. Leider wird dieser Schutzmechanismus in der Körpersprache von anderen oft als kühl und verschlossen wahrgenommen. Dies löst dann bei ihnen Unsicherheit und Unbehagen aus, was dazu führt, dass auch sie sich verschliessen und kühl werden.
Diese negative Rückkopplung kann dann das Gefühl des Unbehagens verstärken oder die Furcht vor sozialen Situationen quasi «bestätigen». Oft zeigt sich das in der Art: «Habe ich es doch gewusst, dass sie mich ablehnen werden».
Um dies zu verhindern gibt es einen ganz simplen Trick:
So wie wir uns bei Tipp Nr. 1 erlaubt haben, überfordert zu sein, können wir auch weiterhin unser Lächeln bewahren. Selbst wenn du nur ein komisches überfordertes Grinsen fertigbringst, zeigt es doch deiner Umgebung, dass du es positiv meinst. Da es den meisten sowieso ähnlich geht, macht es dich auch sehr viel zugänglicher.
Der innere Steinzeitmensch oder eben das natürliche Unbewusste wird also nicht nur in anderen Leuten auf positiv umstellen, sondern auch in dir.
Denn wenn du Menschen lächelnd begegnest, werden sie meistens zurücklächeln, was dann bei dir ein besseres und einladenders Gefühl auslöst. Wir nutzen also dieselbe Art von sozialem Feedback wie oben, aber im positiven Sinne.
Wenn wir uns der Gruppe genähert haben und die Aufmerksamkeit nicht sofort auf uns gerichtet ist, hören wir erst einmal zu, worüber gesprochen wird.
Irgendwann kommen wir aber dann zum nächten gefürchteten Schritt: Etwas sagen.
Nun behaupten viele Leute, dass sie nicht gut im Smalltalk seien. Dies ist aber oft aufgrund des Missverständnis, was Smalltalk denn sein soll. Denn beim Smalltalk geht es nur sehr wenig um tiefgründige oder wertvolle Inhalte.
Vielmehr geht es darum, die Stimmung oder Atmosphäre zu synchronisieren. Das heisst, wir reden über Belangloses, aber mit einer sehr tiefgründigen Absicht: Nämlich herauszufinden, wer da spricht und wie der oder diejenige drauf ist.
Auch hier spielt der Steinzeitmensch noch mit. Denn wir wollen unbewusst herausfinden, ob der Gesprächspartner friedlich oder aggressiv, wirklich freundlich oder nur gespielt freundlich ist. Auch das ist von Anfang an sehr wichtig zu merken. Es konnte namlich auch sein, dass uns jemand anlächelt aber ein Messer hinter dem Rücken hält.
Das heisst alle müssen sich zuerst abschnuppern. Und wenn jetzt jemand kommt, bei dem wo Hunde sich gegenseitig am Hintern riechen, und sonderlich Tiefgründiges erzählen möchte, dann ist das eher komisch.
Viele haben Angst etwas Falsches zu sagen. Es gibt viele Kommunikationstipps, doch auch hier ist eine klare Art von Offenheit eine gute Sache. Viele meiner Klienten haben gute Erfahrungen mit folgendem gemacht:
Das beste ist oft, kurz und klar den eigenen Zustand mitzuteilen. Aussagen wie: «Ich bin bei solchen Veranstaltungen meistens nervös» oder «Ich bin gerade etwas überfordert mit der Situation» oder «Ich weiss manchmal nicht, was ich sagen soll, wenn ich jemanden das erste Mal treffe».
Dies erschafft ein grundsätzliches Vertrauen und einen Einblick in das eigene Innere. Denn auch wenn man manchmal das Gefühl hat, dass andere in uns hineinschauen können, können sie es nicht.
Wenn wir nun unsere eigene Befindlichkeit mitteilen, dann ist es möglich anderes Verhalten richtig einzuordnen. So wird «Er/Sie schaut mich nicht an, weil er/sie mich nicht mag» zu «Er/sie schaut weg, weil er/sie nervös ist».
Durch dieses Verständnis und diese Offenheit entsteht automatisch eine unbewusste Verbindung und damit Sympathie.
Es gibt noch einen weiteren Vorteil, die eigenen Gefühle so direkt und prägnant auszudrücken. Denn viele haben Angst davor das Falsche zu sagen mit anderen Leuten. Die eigenen Gefühle zu teilen ist auch hier ein guter Trick.
Jede Art von Kommunikation kann irgendwem in den falschen Hals kommen. Aber wenn es darum geht, das eigene Innenleben mitzuteilen, kann absolut niemand sagen, dass wir falsch liegen.
Der einzige Weg, auf dem die Kommunikation über die eigenen Gefühle schief gehen kann, ist die Übertreibung. Wenn wir unser Inneres zu detailliert beschreiben, gehen wir anderen oft zu weit. Meistens ist es gut, in ein oder zwei Sätzen zu sagen, wie man sich fühlt, und dann abzuwarten, wie der andere darauf reagiert.
Wenn der Gesprächspartner auch seine Gefühle mitteilt, dann erhöhrt das das Vertrauen und zeigt anderen, dass wir offen sind. So können Verbindungen leichter entstehen. Ausserdem ist es eine gut Ausgangslage für ein Gespräch, da die meisten Menschen Gefühle haben und so mitreden können.
Auf der anderen Seite können wir das Gegenüber testen: Wenn wir unsere Gefühle mitteilen, dann erwarten wir, dass das Gegenüber das gleiche tut. Wenn etwas anderes zurückkommt, können wir daraus schliessen, dass unser Gegenüber auch Mühe hat und noch eher verschlossen ist.
Mit dieser Art der Kommunikation sind wir in 95%+ der Fälle auf der sicheren Seite und können direkt eine Verbindung machen, ohne komische Fragen o.ä.
Mit diesen Tipps und Erkenntnissen können wir das Unbewusste in uns und in anderen auf unsere Seite ziehen.
Ein Lächeln ist immer drin, und auch Aussagen über die eigenen Gefühle sollten für die meisten machbar sein.
In diesem Sinne hoffe ich, dass dir das hilft und du dich mit der Zeit wohl fühlst oder dich sogar wunderst, dass du sogar Spass unter Menschen haben kannst.
Wenn du dabei Hilfe brauchst oder glaubst, dass noch mehr dahinter steckt, wie z.B. eine soziale Phobie, dann kannst du gerne einen Termin mit mir vereinbaren und wir schauen uns das persönlich an.